25.07.2004
In Yokohama war ich zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Wahrsager. Mein Bild im Kopf war das einer alten
schrumpeligen Frau vor einer Glaskugel, auf einem Auge blind und einer komischen Krähe auf ihrer Schulter,
etwas zigeunerhaftes an ihr. Dass das nicht ganz der Realität entspricht, wurde mir beim Betreten des
kleinen Raumes an der Straße in China-Town klar. Dort saßen zwei ältere Damen, aber auch ein
junger Mann, so Mitte 30, zu dem wir verwiesen wurden. In Hemd und Schlips wirkte er seriöser als die Damen.
Anscheinend ist Wahrsager auch ein Beruf, den man lernen kann und nicht nur schrägen Krähen überlassen.
Nach der Frage nach dem Alter fing er sofort an, in meiner rechten Hand lauter Linien und Striche für die
verschiedenen Altersstufen zu malen. Was da alles geschrieben steht, ich sage euch. Dass ich seeehr alt werde, wann
ich heirate (bald), dass meine Frau von weit her kommt, dass ich viele gute Freunde habe, dass ich nicht nur ein Haus
besitzen werde, wann ich mein erstes eigenes Projekt verwirkliche (gar nicht mehr so lange hin), wann ich mein eigenes
Büro gründe (dauert noch) und welches die ertragreichsten Jahre sein werden (danach). Ganz genau
verrate ich das hier aber nicht .
Ich wollte dann wissen, ob nach soviel guten Neuigkeiten auch noch was Negatives zu lesen ist. Da konnte er wenig
finden, nur meine Niere sei schwer beschäftigt, aha. Das waren alles zusammen so viele gute Neuigkeiten, dass ich
fast geneigt bin, sie zu glauben. Später habe ich mir kurz erklären lassen, an welchen Linien was abzulesen
ist. Anscheinend habe ich für den Blick eines Wahrsagers sehr gute Hände. Allerdings ändern die
Handlinien sich regelmäßig, wurde mir gesagt.
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